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Strukturierung von Gedanken – Warum Selbstgespräche hilfreich sind

29. April 2019 von Alexander Limbrock

Kürzlich saß ich am Schreibtisch und dachte laut nach. Mit anderen Worten: Ich redete mit mir selbst. Kennen Sie das? Wenn ja, dann sind Sie in guter Gesellschaft. Untersuchungen in einer 2009 erschienenen Studie der Psychologen Thomas Brinthaupt, Michael Hein und Tracey Kramer legen nahe, dass alle Menschen – egal wie alt sie sind – regelmäßig mit sich sprechen. Denn der innere Monolog ist vorerst einmal völlig normal und hilft uns in vielen Situationen: Dazu zählen die bessere Bewältigung von Aufgaben, die Selbstmotivation, sich selbst zu organisieren und die eigenen Emotionen zu kontrollieren.
Dieses Zwiegespräch mit sich selbst hat nichts damit zu tun, dass sich etwa an Psychosen erkrankte Menschen mit imaginären Personen unterhalten.

Sich selbst motivieren

So nutzen etwa viele Sportlerinnen und Sportler die Technik. Der Frühling steht in voller Blüte, aber ich erinnere mich gut an die letzte Wintersportsaison. In der kalten Jahreszeit sah ich mir den einen oder anderen Wettkampf im Fernsehen an. Dabei fiel mir auf, dass viele Sportlerinnen und Sportler in den letzten Minuten vor dem Start die Lippen bewegen. Nicht ohne Grund: Das Sprechen zu uns selbst hilft uns dabei, uns auf eine wichtige Aufgabe zu fokussieren und uns zu motivieren: „Ich bin gut, ich schaffe das“ ist eine beliebte und wirksame Motivationsformel. Innerlich oder sogar laut ausgesprochen bewirkt sie ein Vielfaches von dem, was das alleinige Denken leisten kann. Und eine hohe Konzentration und Motivation sorgen für mehr Leistungsfähigkeit im Wettkampf. Sehen Sie sich doch einmal einen Leichtathletik-Wettkampf an. Die werden jetzt in der warmen Jahreszeit vermehrt ausgetragen und im Fernsehen gezeigt. Dort lassen sich Selbstgespräche der Athletinnen und Athleten vor dem Start ebenfalls gut beobachten.

Gedanken strukturieren durch Selbstgespräche

Ideen formen, Aufgaben strukturieren

Schon kleine Kinder reden mit sich selbst. Damit beginnen sie mit etwa zwei Jahren. Häufig sprechen sie Erlebtes aus und lassen es dadurch Revue passieren. Das Vorgehen entstammt der Gehirnentwicklung in diesem Alter. Das heißt, bei Kindern kommt dem Selbstgespräch eine Strukturierungs- und Einordnungsfunktion zu.
Bei uns Erwachsenen ist es ähnlich: Der innere Monolog – am besten laut ausgesprochen – hilft uns dabei, unsere Ideen zu sortieren und neue Aufgaben zu bewältigen. Er fördert also unsere Kreativität. Das zeigt zum Beispiel ein Versuch des Bamberger Psychologieprofessors Dietrich Dörner: Er ließ Studierende einen Fahrradhalter entwerfen und bauen und zeichnete sie dabei per Video auf. Ein Teil der Studierenden sollte sich still verhalten und der andere Teil beim Denken und Arbeiten vor sich hin reden. Besonders schnell und gut konstruierten diejenigen, die sich ständig Fragen stellten, wie etwa „Kann das funktionieren?“ oder „Soll ich das lieber so oder so machen?“.
Das innere Reden unterstützt also eine strukturierte Herangehensweise an bestimmte Themen und ordnet unsere Gedanken. Wer in einem agilen Umfeld arbeitet und Scrum oder Kanban als Projektmanagement-Methode nutzt, weiß, wovon ich rede: Man steht vor dem Board und visualisiert die anstehenden Aufgaben als Notizzettel. Wer bei diesem Vorgang seine Gedanken laut ausspricht, plant noch effektiver. Das dürfen Sie ruhig einmal ausprobieren. Am besten mit Fragen, die sie sich selbst stellen: „Wie weit sind wir bei diesem Thema?“, „Welche neuen Themen stehen in den nächsten Wochen an?“ oder „Was lief besonders gut, was können wir verbessern?“.
Sprechen Sie es aus! Sollte Sie jemand dabei komisch anschauen, dann machen Sie sich nichts daraus oder erklären Sie einfach, warum Sie gerade mit sich selbst sprechen.
Je länger ich darüber nachdenke, umso mehr stelle ich fest, dass ich gerne und ziemlich häufig mit mir selbst rede. Wenn ich etwa berufsbedingt im Hotel übernachte und abends zu Bett gehe, spreche ich häufig im Bad mit mir selbst. Nicht beim Zähneputzen natürlich. Ich betrachte den Tag, lasse ihn Revue passieren, zähle auf, was mir wichtig war, und bin dankbar für das, was ich erlebt habe.

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Wann der innere Monolog schädlich ist

Doch nicht jeder innere Monolog ist hilfreich. Selbstgespräche mit negativen Inhalten können auf längere Sicht schädlich für die Gesundheit werden. So sollte man zum Beispiel nicht ständig mit vergangenen Entscheidungen hadern. Denn es gibt immer gute Gründe dafür, warum man sich in der Vergangenheit so und nicht anders entschieden hat. Oder sich immer wieder sagen, dass es keinen Sinn hätte, dies und das zu tun, weil man ja sowieso nicht gut genug wäre, es zu bewältigen. Oder dauernd mit dem eigenen Schicksal hadern und sich fragen, warum man es eigentlich so schwer habe. Diese Monologe können Minderwertigkeitsgefühle, soziale Ängste und Depressionen auslösen oder verstärken.

Fazit

Fassen wir zusammen: Das Selbstgespräch ist ein probates Mittel zur Strukturierung von Gedanken und dient der Schaffung von Klarheit. Sich ab und an etwas zu erzählen, ist ein positiver Prozess. Nur Mut, probieren Sie es einmal aus! Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!

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