Kennen Sie diese guten Vorsätze? Bei vielen von uns war es an Silvester wieder soweit. Der letzte Tag im Jahr ist ein gutes Datum, um sich etwas Besonderes vorzunehmen. Und viele Menschen tun das auch: So planen nach einer Umfrage von Forsa im Auftrag einer Krankenkasse, jährlich etwa 40 Prozent, im kommenden Jahr etwas besser zu machen.
Mehr Entspannung, Zeit für die Liebsten und weniger Alkohol sind uns wichtig
Wie die Grafik „Die guten Vorsätze für 2019“ von Statista zeigt, stehen 2019 „Stressabbau und -vermeidung“ mit 62 Prozent sowie „mehr Zeit für Freunde und Familie“ mit 60 Prozent auf den oberen Plätzen der Beliebtheitsskala. Dicht gefolgt von „mehr bewegen“ oder „Sport treiben“ (57 Prozent). In den Top Ten rangieren außerdem „Abnehmen“ mit 34 Prozent sowie „weniger Alkohol trinken“ mit 16 Prozent. Schaut man sich diese Ziele genau an, fällt bei allen ein Merkmal ins Auge: Alle guten Vorsätze drehen sich nur um die eigene Person. So wunderbare Pläne wie die Umwelt mehr zu schützen, aktiven Tierschutz zu betreiben oder die eigene Kommunikation mit den Mitmenschen zu verbessern kommen in der Aufstellung leider überhaupt nicht vor.
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Warum Höflichkeit so wichtig für die Menschlichkeit ist
Der französische Moralist Joseph Joubert bringt es auf den Punkt: „Höflichkeit ist die Blüte der Menschlichkeit. Wer nicht höflich genug ist, ist auch nicht genug menschlich.“ Recht hat er, und deshalb wäre es für unser tägliches Miteinander förderlich, wenn das Auffrischen der gängigen Höflichkeitsformulierungen für uns auch auf den vorderen Plätzen der Liste zu den guten Vorsätzen für das neue Jahr zählen würde.
Leider ist das nicht so, wie meine persönliche Erfahrung zeigt: Kürzlich war ich mit Freunden in einem Lokal zum Essen verabredet. Wir hatten einen netten Abend, und beim Verlassen des Restaurants ging ich voraus und hielt den anderen die Tür auf. Eine zweite Gruppe, die aus sechs Personen bestand, folgte uns. Ich hatte die Wahl: die Türe zufallen lassen oder für ein paar Sekunden weiter den Türsteher mimen. Ich entschied mich für die zweite Variante und folgendes passierte: Die sechs Leute gingen durch die Tür und exakt einer bedankte sich bei mir. Enttäuscht über die Unhöflichkeit der anderen, rief ich der einen Person für alle hörbar, folgenden Satz zu: „Gerne! Schön, dass sich wenigstens einer bedankt hat.“ Daraufhin erntete ich sowohl nachdenkliche als auch vorwurfsvolle Blicke. Letztere interpretierte ich so als ob sie sagen wollten: „Wir haben Sie nicht darum gebeten, uns die Tür aufzuhalten!“.
In anklagenden Blicken liegt übrigens der Kern des Erlebnisses. Denn diese führten dazu, dass ich mich selbst nicht gut fühlte, obwohl ich nur höflich sein wollte. Und für die Sechs wäre es ein Einfaches gewesen, mir ein gutes Gefühl zu geben, indem sie „Danke“ gesagt hätten. Wäre diese unverfängliche Situation positiv verlaufen, hätten sich alle gefreut. So wurde die ganze Situation ins Negative gerückt.
„Bitte“ und „Danke“: kleine Wörter mit großer Wirkung
Aber nicht nur im Restaurant beim Türaufhalten vergessen viele Menschen bewusst oder unbewusst die Grundregeln höflicher Kommunikation. Fragen Sie einmal die Kassiererin oder den Kassierer im Supermarkt, wie viele Kunden sich bei der Rückgabe des Wechselgeldes bedanken und wie viele das Geld mit einem „Bitte“ in Richtung Kasse reichen. Auf die Frage des Bordpersonals im Flugzeug „Was möchten Sie gerne trinken?“ mit dem Wort „Wasser“ zu antworten, ist zwar eine Möglichkeit, ein freundlicher Satz wie „Ich nehme bitte ein stilles Wasser“, klingt aber viel schöner und gibt dem Gegenüber ein gutes Gefühl.
Meiner Meinung nach ist die Verwendung von „Bitte“ und „Danke“ nicht nur ein Ausdruck von guter Erziehung, sondern auch des Respekts einem anderen Menschen gegenüber – ungeachtet seiner Funktion. Solche kleinen Höflichkeitsfloskeln haben zudem eine größere Wirkung auf den Absender der Botschaft als wir auf den ersten Blick vermuten. So registriert unser Unterbewusstsein solche positiven Momente und zaubert uns ein Lächeln ins Gesicht. Dies wiederum entspannt, stärkt das Immunsystem, baut Stress ab und schüttet Glückshormone aus. Es ist so einfach, sich und anderen über die Kommunikation kleine positive Augenblicke zu verschaffen. Probieren Sie es einfach aus, und setzen Sie den höflichen Umgang mit Ihren Mitmenschen ganz nach oben auf die Liste Ihrer guten Vorsätze. Sie werden sehen, wie gut es Ihnen tut. Allein durch die beiden Wörter „Bitte“ und „Danke“. Ich wünsche Ihnen dabei viel Erfolg!